In der Politik führen Interessenskonflikte sehr rasch zu Negativschlagzeilen. Da ich mich seit 20 Jahren intensiv für diese bei Schülerinnen und Schüler sehr beliebten Schulklassen einsetze, im Jahre 2012 eine Volkspetition mit rund 2500 Unterschriften initiierte und bis vor kurzen die Interessensgemeinschaft „IG pro Spez-Sek Lerbermatt“ präsidierte, sind meine Interessenskonflikte offensichtlich. Ich hatte deshalb klar und transparent das Könizer Parlament an der Sitzung vom 24. Juni 2019 informiert, dass ich bei einer Überweisung der Motion, welche die Abschaffung der Klassen fordert, dass Dossier abgeben würde. Ich machte also „reinen Tisch“, damit der Vorwurf von Interessenskonflikte während der Umsetzung der Motion gar nicht zum Tragen kommt. Ich handelte somit transparent, ehrlich und konsequent.

Weshalb setze ich mich seit 20 Jahren für die Spez-Sek Lerbermatt ein?
In Köniz hat sich entsprechend der Vielgestaltigkeit der Gemeinde ein erfolgreiches und bewährtes Schulsystem entwickelt. Auf der Sekundarstufe 1 haben die Schülerinnen und Schüler mit speziellem Sekundarniveau sowie ihre Eltern die Möglichkeit zu entscheiden, welcher Bildungsweg optimal auf ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten abgestimmt ist.

Die Spez.Sek.-Klassen am Gymnasium Köniz-Lerbermatt tragen zur Standortattraktivität der Gemeinde bei. Diese ist wegen der Spez.Sek.-Klassen interessant für Familien, welche ein lern- und leistungsorientiertes Umfeld (Infrastruktur des Gymnasiums) begrüssen und deshalb in die Gemeinde ziehen. Die seit Jahren konstanten Schülerzahlen belegen, dass die Spez.Sek.-Klassen einem grossen Bedürfnis entsprechen.

Ein Schulortwechsel Ende 6. Klasse stellt für viele Schülerinnen und Schüler sowohl schulisch als auch persönlich eine wichtige Chance dar. Zahlreiche Rückmeldungen zeigen, dass viele Jugendliche durch den Wechsel einen Motivationsschub erleben und richtiggehend aufblühen. Ihre Selbständigkeit wird durch die entstehende neue Tagesstruktur gefördert. Schülerinnen und Schüler können sich schrittweise in den gymnasialen Schulbetrieb einleben und es ist auch ein direkter Erfahrungsaustausch mit Gymnasiastinnen und Gymnasiasten möglich. Dies ist nur an der Lerbermatt möglich!

Die Spez.Sek.-Klassen am Gymnasium Köniz-Lerbermatt sind leistungsmässig homogene Klassen und somit undurchlässig, in welchen konstante und gute Lernerfolge erzielt werden. Von besonderer Bedeutung ist - im Hinblick auf die von der Erziehungsdirektion initiierte «MINT-Offensive» an den Berner Gymnasien (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) - die Förderung des Fächerbereichs Natur-Mensch-Mitwelt (Naturkunde, Geschichte und Geographie). Dank engen Absprachen mit dem Kollegium des Gymnasiums ermöglicht der Unterricht an den Spez.Sek.-Klassen eine optimale Vorbereitung der Jugendlichen auf das Gymnasium.

Der Besuch der Spez.Sek.-Klassen am Gymnasium Köniz-Lerbermatt bietet ein ideales Umfeld für leistungswillige, begabte Jugendliche aus allen sozialen Schichten der ganzen Gemeinde. So ist gewährleistet, dass die Schülerinnen und Schüler der Spez.Sek.-Klassen mit Jugendlichen verschiedenster Herkunft zusammenarbeiten und ihre Sozialkompetenz weiterentwickeln.

An den Schulen mit Oberstufenklassen der Gemeinde werden verschiedene Modelle praktiziert. Sie wurden im Laufe der Zeit entwickelt und sind heute etabliert und absolut alltagstauglich. Das Modell 1 und die Modelle 3a und 3b stellen jedoch vollends andere Kulturen dar. Ein Wechsel würde für ein Kollegium eine zusätzliche Herausforderung darstellen (Organisation, Stundenplan, Räumlichkeiten) und könnte nicht ohne weiteres auf die entsprechende Schule überstülpt werden.

Die Spez.Sek.-Klassen am OZK werden z.B. durchlässig geführt. Das bedeutet, dass in den Fächern Deutsch, Französisch und Mathematik jeweils auch Schülerinnen und Schüler, welche im entsprechenden Fach ein Spez.Sek.-Niveau ausweisen, den Unterricht in der Spez.Sek.-Klasse besuchen können, auch wenn sie den Status eines Sekundarschülers haben. Somit wechselt hier die Klassenzusammensetzung jeweils je nach Fach. Die Spez.Sek.-Klassen am Gymnasium Lerbermatt bleiben im Vergleich stets als homogene Klassengruppe in der gleichen Zusammensetzung.

Die Einschränkung der so entstandenen Kulturen, welche in den letzten Jahren nach überlegten pädagogischen Prinzipien sorgfältig aufgebaut und gelebt - und stets unter der Berücksichtigung der sich verändernden Bedürfnisse und Anforderungen - optimiert wurden, würde das Gleichgewicht der Könizer Bildungsvielfalt empfindlich stören. So stellt das Spez.Sek.-Angebot der Lerbermatt auch ein Gegenstück zu den vielen Angeboten für Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem Betreuungsbedarf dar – hier nun als Angebot für Leistungsstarke. Die Spez.Sek.-Klassen passen in die Könizer Bildungslandschaft und stellen mit ihrem Angebot eine mögliche Alternative zu den in den anderen Oberstufenschulen praktizierten Modellen dar – es ist ein zusätzliches Modell! Die Bildungsvielfalt wird an den Könizer somit Schulen gelebt!

Auswirkung einer Spez-Sek Schliessung an der Lerbermatt auf den Könizer Schulraum
Durchschnittlich treten 40-50% aller Spez-Sek Schülerinnen und Schüler in die Spez-Sek Klassen der Lerbermatt ein, dies ist eine beträchtliche Menge und zeigt dessen Beliebtheit. Mit der Aufhebung der Spez.Sek.-Klassen an der Lerbermatt würde sich dadurch  die Frage nach der Unterbringung der zu unterrichtenden Spez.Sek. Schülerinnen und Schüler in den anderen Oberstufenschulen stellen, sei es an einem oder dann an mehreren Standorten. Mit dem seit einiger Zeit ansteigenden Druck der grossen Jahrgänge der Schuleingangs- und Mittelstufe nach «oben», steigt automatisch auch der Raumbedarf. Zum aktuellen Zeitpunkt kann man bereits schon sagen, dass die Aufnahme von zusätzlichen Sek.I – Schülerinnen und Schüler in den Schulen Wabern Morillon und Liebefeld Steinhölzli in die bestehenden Klassen nicht möglich ist, da hier die Kapazitätsgrenzen bereits jetzt schon erreicht sind. Die Zuteilung weiterer Schülerinnen und Schüler hätte dort jeweils die Eröffnung einer zusätzlichen Klasse, mit dem entsprechenden Bedarf an Räumen zur Folge. Gleiches gilt für die Schule Spiegel. Allein mit der Schaffung von Klassenzimmern ist es nicht getan. Die ergänzende Infrastruktur (Gestalten, Musik, Natur-Mensch-Gesellschaft, Turnraum) muss ebenfalls in die Ãœberlegungen miteinbezogen werden. Im Gegensatz zu anderen Standorten können die SuS in der Lerbermatt von der vorhandenen MINT-Infrastruktur im undurchlässigen gymnasialen Umfeld des Gymnasiums profitieren.

Fazit: wieso bestehender Schulraum an der Lerbermatt  aufgeben und neuen schaffen? Finanzpolitisch wäre das Ganze wohl ein Nullsummenspiel! Und… bildungspolitisch sollten wir Könizerinnen und Könizer stolz und bestrebt sein, diese beliebten und bewährten Klassen auch zukünftig anzubieten!

Köniz, August 2019

Untenstehend finden sie die aktuellen Medienberichte und die beiden neuen Spez-Sek Vorstösse inkl. Antwort des Gemeinderates

Parlamentssitzung 24. Juni 2019
V1912 Dringliche Motion (Grünliberale, SP, Grüne, Junge Grüne“ „Für ein breites Spez-Sek-Angebot in der Gemeinde Köniz“
Beantwortung; Direktion Bildung und Soziales

Parlamentssitzung 24. Juni 2019
V1615 Postulat (Grünliberale, EVP) „Stärkung des Spez.Sek.-Unterrichts und der Bildungsvielfalt“
Abschreibung; Direktion Bildung und Soziales

Aktuelles zur IG Spez-Sek Lerbermatt finden Sie hier.

Spez-Sek Klasse Lerbermatt.
Ich setzte mich für den Erhalt der Spez-Sek Klassen am Lerbermatt-Gymnasium ein. Dies ist eine Investition in unsere Jugend und somit in die Zukunft! Der Gemeinderat darf keine sinnlose Sparübung zu Lasten der Bildung durchführen!
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Dringliche Interpellation Spez-Sek Klassen Lerbermatt.
Meine dringliche Interpellation wurde von mir im Parlament eingereicht. Unterstützt von der FDP Fraktion.
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